
Teil 2:
Nach. Oben. Blicken.
Immer, wenn Julia das Haus verließ, da war sie frei. Zumindest, so lange sie nicht an die Einsamkeit dachte, die zuhause schon auf sie wartete. Julia war lange unterwegs, wenn sie schon mal draußen war. Sie strich durch die Innenstadt. Schaute sich die Menschen an, die ihr entgegenkamen. Es war kalt geworden, und so sah man von ihren Gesichtern unter den Mützen und über den Masken nur noch die Augen.
Fröhliche Augen. Traurige Augen.
Gehetzte und sanfte. Genervte und gütige. Augen, in denen sich die Weihnachtsbeleuchtung widerspiegelte. Augen, die stumpf und leer waren. Vor diesen Augen erschrak sie sich.
Weil ihr zu diesen Augen keine Geschichte einfiel. Oder zu viele. Und ihre.
Und dann ging sie doch lieber wieder nach Hause. Schlich sich leise in ihre Wohnung, damit die Einsamkeit sie nicht hörte – doch sie hörte sie immer – und schaute schnell in den Spiegel, um zu sehen, dass ihre eigenen Augen noch leuchteten. An einem Abend, da wollte sie noch ein bisschen alleine sein, ohne die Einsamkeit. Sie setzte sich mit einem heißen Tee auf den Balkon und fragte sich, ob das jetzt für immer so bliebe. Da spürte sie einen Tropfen auf dem Gesicht und blickte nach oben.
Es schneite.