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Deutschland 2010, 106 Min., FSK ab 12
mit Einführung und anschließendem Filmgespräch
Jessica heißt jetzt Soja, „irgendein Punker“ hat ihr den Namen verpasst. Lisa nennt sich Za. Sunny verrät ihren alten Namen nicht, der für eine andere Welt, eine andere Existenz steht. Toni hat zwar keinen neuen Namen, doch auch er hat sein Zuhause mit der Straße getauscht. Wie Soja, Za, Sunny und Toni sind Krümel, JJ und Stöpsel obdachlos.
Lisa ist abgehauen, weil ihr Bruder sie schlug und die Mutter ihr nicht glauben wollte. Sunny hat schon vor ihrer Flucht jahrelang ein von ihren Eltern unbemerktes Doppelleben geführt, bis die Oberstufenschülerin in die Drogenszene am Bahnhof Zoo abtauchte. Jessica hielt es nicht mehr aus bei der alkoholkranken Mutter und ihren wechselnden Lebenspartnern. Toni hätte sich gewünscht, dass ihm sein Vater so viel Beachtung schenkte wie der bosnischen Flüchtlingsgemeinde. Krümel kann seinem Vater keine Vorwürfe mehr machen, er erhängte sich, als Krümel 13 war.
Za, Sunny, Soja, Toni, JJ, Stöpsel und Krümel sind sieben von mehreren Tausend deutschen Jugendlichen, die dem Elternhaus den Rücken gekehrt haben. Sie sind sieben von etwa 2000 Jugendlichen, die sich in Berlin ohne festen Wohnsitz durchschlagen. Sie ernähren sich vom Schnorren. Doch hier hören die Gemeinsamkeiten auf, was der Dokumentarfilm eindrucksvoll belegt, indem er sieben Einzelschicksale vorstellt.
Regisseurin Maria Speth verzichtet auf spektakuläres Infotainment und die vermeintliche Authentizität von Spielszenen. Sie lässt Za, Sunny, Soja, Toni, JJ, Stöpsel und Krümel selbst zu Wort kommen – und packt uns bei unseren Vorurteilen.